Schwabenheimer Wappen

Der Adler ist das Aushängeschild (Historie)

Das Motiv des doppelköpfigen Adlers, der auf dem heutigen Wappen zu sehen ist, geht auf ein Gerichtssiegel aus dem 15. Jahrhundert, sowie auf ein Gemeindesiegel von 1531 zurück. Diese stellen beide einen einköpfigen Adler im Siegelgrund dar.

Der Adler zeigt die Zugehörigkeit Schwabenheims, damals noch Sauer-Schwabenheim genannt, zu den Reichsdörfern des Ingelheimer Grundes, die 1407 an die Kurpfalz fielen. Seit 1761 konnte dann der doppelköpfige Reichsadler im Siegel nachgewiesen werden.

Aufgrund der Übernahme Schwabenheims durch das Großherzogtum Hessens 1816, sowie die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde das Wappen der Schwabenheimer noch einige Male geändert.

Nach dem zweiten Weltkrieg führte man dann zunächst das Kurpfälzische Wappenbild ein. Zufrieden war man mit dem neuen Aushängeschild nicht. Es herrschte dabei einhellige Meinung darüber, dass der Reichsadler wieder im Wappen enthalten sein müsste.
Auf einen Vorschlag von zwei Wiesbadener Staatsarchivräten wurde 1983 ein in Gold und Schwarz gespaltenes Schild mit einem doppelköpfig rot bewehrten Reichsadler in „verwechselten“ Farben als Schwabenheimer Wappen zur Genehmigung vorgeschlagen und schließlich noch im gleichen Jahr bewilligt.

 

Erläuterung zum Wappen aus der Heimatbeilage der Verbandsgemeinde Gau-Algesheim
(Nr. 13 vom Juni 1992):

Seit dem 15. Jahrhundert führt das Schwabenheimer Gerichtssiegel den Adler im Siegelrund. Es trug die Umschrift:
DER GERICHTS ZV SWAB…

Ein Siegel aus dem Jahre 1631 hatte die Umschrift:
S(IGEL) RADT ZV SAVER SCHWOBENUM.

Beide Siegel, die den einköpfigen Adler tragen, befinden sich im Stadtarchiv Marburg, Siegelsammlung.
Auch Brilmayer hat das Wappen mit dem einköpfigen Adler abgebildet. Erst im Gerichtssiegel von 1761 erscheint der Doppeladler. Dieses Siegel hatte die Umschrift: SIEGEL DES RAT SAVER SCHWABENHEIM.

Am Rathaus befindet sich ein interessanter Wappenstein mit dem Wappen der Kurpfalz und der Jahreszahl 1742.

Während der französischen Zeit trug das Ortssiegel von 1798 bis 1800 eine allegorische Figur der Republik mit Lanze und Jakobinermütze sowie die Umschrift: SAUERSCHWABENHEIM
und anschließende bis zum Jahr 1805 ein Siegel mit der Umschrift: *DEPARTEMENT DU MONT TONNERE *

Dort wo sich sonst das Wappenbild befindet, stand die Inschrift: MAIRIE DE SAUERSCHWABENHEIM

Ab 1805 trug das Siegel den napoleonischen Adler mit der Umschrift: MAIRIE DE SAUERSCHWABENHEIM
Unter dem Adler stand: Mont-Tonnere

Nach der Übernahme unseres Gebietes im Jahre 1816 durch das Großherzogtum Hessen und bei Rhein trugen die Siegel zunächst keine Wappenfiguren, sondern nur die Ortsbezeichnungen. Ab 1822 trug das Siegelrund einen gekrönten Schild mit dem hessischen Löwen und der Umschrift: +GR. HESS. BÜRGERMEISTEREI SAUER-SCHWABENHEIM +

Das Standesamtssiegel trug die Umschrift: GR. HESS. STANDESAMT SAUER-SCHWABENHEIM.

Nachdem die Gemeinde im Jahre 1904 in Schwabenheim an der Selz umbenannt wurde bekamen die Gemeinde und das Standesamt neue Siegel mit dem neuen Gemeindenamen.

1919 wurde aus dem Großherzogtum Hessen der Volksstaat Hessen. Man, führte das alte Siegel jedoch zunächst weiter. Erst 1921 schnitt man die Buchstaben G.H. für Großherzogliche aus dem Siegelrund heraus; 1922 führte man neue Siegel ein. Das Wappenbild mit dem hessischen Löwen hielt man jedoch bei. Anstelle der großherzoglichen Krone erhielt das Wappenschild eine so genannte Volkskrone. Die Umschrift lautete: +VOLKSSTAAT HESSEN + – + BÜRGERMEISTEREI SCHWABENHEIM +

Die Zusatzbezeichnung an der Selz wurde abgekürzt a. S. Dieser Zusatz wurde oft nicht benutzt. Auch heute wird er kaum noch gebraucht obwohl die Gemeinde immer noch offiziell so heißt. Selbst in Landesgesetzen lässt man die Zusatzbezeichnung weg. So z.B. im 13. Verwaltungsvereinfachungsgesetz, mit dem die Verbandsgemeinde Gau-Algesheim gebildet wurde.

Der Standesbeamte, der Schulvorstand der Volksschule Schwabenheim und das Ortsgericht erhielten ähnliche Siegel.

1933 schufen die Nationalsozialisten die Selbstverwaltung der Gemeinden fast völlig ab. Konsequenterweise waren damit selbständige Wappen und Siegel der Gemeinden nicht mehr zugelassen und das Schwabenheimer Siegel erhielt, wie alle Gemeinden und sonstige öffentliche Einrichtung den nationalsozialistischen Adler. Gleiches erfolgte für das Standesamtssiegel (1937) und das Siegel der Volksschule Schwabenheim.

Nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahre 1945 verboten diese alle Nazi-Symbole. Während das Gemeindesiegel eine neue Form erhielt schnitt der Standesbeamte einfach das Hakenkreuz aus dem Siegel heraus. Die Gemeinde führte sofort ein Siegel ohne Wappenbild ein, mit der Umschrift: GEMEINDE SCHWABENHEIM KREIS MAINZ-BINGEN

Es blieb bis 1947 Im Gebrauch.

Ab 1946 führte das Standesamtssiegel dort, wo sich sonst das Wappenbild befindet, die Schrift: Dienstsiegel
Die Umschrift lautete: STANDESBEAMTER IN SCHWABENHEIM a.S.

Doch bald besann man sich der alten Tradition und führte, ohne lange zu fragen, im Jahre 1946 ein neues Wappenbild ein. Man benutzte das am Rathaus befindliche kurpfälzische Wappenbild mit der Umschrift: Der Bürgermeister der Gemeinde Schwabenheim (Selz).

Brilmayer schreibt hierzu: Das Dorf führte ursprünglich den schwarzen Reichsadler im goldenen Felde als Wappen, später, vom Jahre 1742 an, nahm es das Wappen Karl Philipp, Kurfürst von der Pfalz an. Dieses Wappen ist jetzt noch am Rathaus vorhanden. Hier irrt Brilmayer, denn es ist kein Siegel überliefert, das dieses wenig geeignete Barockwappen trägt.
Ab 1951 zeigte das Standesamtssiegel bis zur Auflösung des Standesamtes im Jahre 1972 das Wappen von Rheinland-Pfalz. Mit dem barocken kurpfälzischen Wappen war die Gemeinde offensichtlich nicht zufrieden. Man fragte deshalb beim Landratsamt an, ob man den doppelköpfigen Reichsadler im Wappen führen dürfe. Der Landrat teilte mit, dass keine Bedenken bestünden, den Reichsadler im Wappen zu führen.

1983 wollte man sich nun dieses Wappen offiziell genehmigen lassen. In der Gemeinde bestand einhellige Meinung darüber, dass der Reichsadler erhalten bleiben müsse.

Im Wappenbuch von Demandt-Renckhoff war bereits der geteilte Adler als Wappenvorschlag enthalten. Der Verfasser dieses Artikels schlug der Gemeinde vor, dem Vorschlag Demandt-Renckhoff zu folgen. Der Gemeinderat folgte in seiner Sitzung vom 6. Juli 1983 einstimmig diesem Vorschlag.

Das Landesarchiv in Speyer stellte in seinem Gutachten vom 7.September 1983 fest:
Das Wappen der Ortsgemeinde Schwabenheim, Verbandsgemeinde Gau-Algesheim, wird wie folgt beschrieben:
In Gold und Schwarz gespaltenem Schild ein doppelköpfiger Reichsadler in verwechselten Farben.

Das Wappen geht auf ein Gerichtssiegel des 15. Jahrhunderts und auf ein Gemeindesiegel von 1531 zurück, die beide den einköpfigen Reichsadler zeigen. Sie zeigen damit an, dass Schwabenheim – vom 14. Jahrhundert bis 1904 Sauer-Schwabenheim genannt – zu den Reichsdörfern im Ingelheimer Grund gehörte, die 1407 an Kurpfalz fielen. Für 1564 ist noch der einköpfige Reichsadler, seit 1761 auf einem in das 17. Jahrhundert zurückreichende Siegel aber bereits der doppelköpfige Adler nachgewiesen. Leitermann … bildet diesen doppelköpfigen Adler als Wappen ab und zeichnet ihn in den Reichsfarben, die auch die Farben der Kurpfalz sind, schwarz in Gold.
… Demandt – O. Renckhoff … hat den Schild gespalten und auch den Adler, „um ihn von den anderen Reichsadlern zu unterscheiden und als örtliches Wappenbild zu individualisieren“. Die Vorlage entspricht dem Wappen bei Demandt-Renckhoff. Dieses ist heraldisch wie auch unter historischen Gesichtspunkten einwandfrei; die Genehmigung wird empfohlen.

Am 17. November 1983 genehmigte die Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz das heutige Wappen.

Seit dieser Zeit führt die Gemeinde Ihr Siegel mit dem genehmigten Wappen und der Umschrift: +GEMEINDE SCHWABENHEIM+
Verbandsgemeinde Gau-Algesheim