Ortsgemeinde Schwabenheim

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Friedhofsengel / Grabmal Luy

Die Restaurierungsarbeiten erfolgten in den Jahren 2022 und 2023 durch den Metallrestaurator Heiko Helm aus Meißen (Friedhofsengel) und die Firma Sauer GmbH aus Budenheim (Sandsteinsockel).

HISTORIE

Der Engel ziert seit etwa 1910 das Grab der 1902 sehr jung, im Alter von 20 Jahren, verstorbenen Lehrerin Katharina Luy. Es handelt sich hier um eine Kerngalvanoplastik, hergestellt von der Württembergischen Metallfabrik (WMF) und entworfen von dem Bildhauer Raimund Liebhaber.

Kerngalvanoplastiken bestehen aus einem Gipskern, in den Kerneisen aus passgenauem gebogenen Stahl (Drähte und Stäbe) eingelegt wurde und der anschließend mit einer Mischung aus Harzen und Wachsen imprägniert und mit Grafit oberflächlich leitend gemacht wurde. Diese Kerne wurden mit Zuleitungen versehen, in galvanische Kupferbäder gehängt und durch das Anlegen einer Spannung wurde auf der leitenden Oberfläche reines, elektrolytisches Kupfer abgeschieden, was ein sehr feines und exaktes Bild der Oberfläche entstehen ließ. Die einzelnen Bestandteile der Plastiken, wie Arme, Flügel, Kopf, Attribute und Körper wurden miteinander verlötet, versäubert und  anschließend dünn verkupfert.[1]

Galvanoplastiken konnten in verschiedenen vorher festgelegten Größen und Varianten von der WMF bestellt werden. Der Schwabenheimer Grabengel von Raimund Liebhaber mit der Variante Rose lag bei einem Neupreis laut Katalog der WMF bei 1725,- Reichsmark. Das Jahresgehalt eines einfachen Metallarbeiters der WMF zu dieser Zeit betrug in etwa 800 Reichsmark.[2]

SCHADENSBEFUND

Das Schadensbild des Engels bestand hauptsächlich aus aufgeplatzter Kupferhaut, durch die der Gipskern hervorschaute sowie Rissen in den Gewandfalten, den Flügeln, der Plinthe (Sockel) und am Kopf. Diese Schäden sind aufgrund von großen witterungsbedingten Belastungen wie Winddruck, Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit zurückzuführen auf Materialermüdung, Versprödung und Rissbildung, die Feuchtigkeit von außen in den Gipskern eindringen ließ. Dies hatte zur Folge, dass der Engel keine ausreichende Stabilität mehr aufwies.[3]

RESTAURIERUNGSMAßNAHMEN
  • Öffnen der Plastik und Entkernen (Einbringen eines Stützgerüstes aus Edelstahl)
  • Zusammenbau und Ertüchtigen der Risse in der Kupferhülle (Hartlötung aller Kraft- und Spannungsaufnahmepunkte, Weichlötung aller Risse, Anfertigung und Einlötung fehlender Stücke Kopf, Flügel, Plinthe; sowie der Rose aus Kupferblech, Aufsteckung, Verschraubung und Verlötung Kreuz)
  • Reinigung der Oberfläche (Reinigung der gesamten Oberfläche mit Pinsel, Neusilberdrahtbürste, weiteres Ausdünnen mit Skalpell, mehrfaches Reinigen mit destilliertem Wasser)
  • Farbliche Anpassung und Konservierung (Schutzüberzug von konservierendem Wachsüberzug, farbliche Anpassung mit Pigmenten im Wachs, Erhitzung im Wasserbad und mit Heißluftföhn)
KOSTEN
  • Demontage und Einlagerung ca. 2.677,02€
  • Kosten der Sanierung und Instandhaltung des Friedhofsengels 25.233,24€
  • Kosten der Restaurierung des Sandsteinpostamentes 7.270,01€

Insgesamt beliefen sich die Kosten auf ca. 35.180,27€.

 
KOSTENÜBERNAHME

Verein zur Förderung der Sanierung von Kulturdenkmälern in Schwabenheim e.V.       5.000€ Landesdenkmalpflege Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz                                                   10.000€ Ortsgemeinde Schwabenheim                                                                                         20.180,27€

DANK

Wir danken dem Verein zur Förderung der Sanierung von Kulturdenkmälern in Schwabenheim e.V., der die Sanierung und Restauration des Friedhofsengel finanziell unterstützt hat, allen nachfolgend, in alphabetischer Reihenfolge, genannten Spendern, den auf eigenen Wunsch nicht genannten privaten Spendern und allen ehrenamtlichen Helfern.

Autohaus Senger GmbH, Bärbel und Fred Halter, Birgit Eckhard Kosmetik, Birgit König, Christian und Martina Ramke-Müller, Dr. Matthias Beringer, Dr. Matthias Heinrich Mohr, Erna Henkel, Ev. Kirche Schwabenheim, Gabi und Andreas Gürten, Gudrun Respondek, Helmut und Martin Luy, Isabella und Heike Roth, Kath. Kirche Schwabenheim, Kirchberger Natursteinwerk Weymeyer-Bug, Laura und Eberhard Friedrich, Ludwig Kolb, Manfred Stang, Michael Pätzel, Pfarrer Markus Warsberg, Renate Ulmer, Restaurant Margaretenhof, REWE Markus Brzezina OHG, Romy Köppler, Sarah Richmond-Richter, Musikgruppe Snippets, Sekthaus Karl Hans Wolf, Sektkellerei Großwinternheim GmbH, Sigrid Eckhard-Dickescheid und Peter Dickescheid, VR Bank Schwabenheim

[1] Batzilla & Krömer: Restaurierung der Kerngalvanoplastik der Grabstätte Awe (Ohlsdorfer Friedhof Feld T14)
[2] WMF Hauptkatalog Nummer 20
[3] Untersuchungsbericht Grabengel Schwabenheim, Kunstschmiede Wilperath GmbH, S. 22  2.3